Die Legende der Wilden Alten….
Die Erzählungen eines Hauptmannes
Zu welchem Volk gehören diese grimmigen, wettergegerbten Gesichter? Männer, Frauen und Kinder, niemand weiß woher sie kommen, aber sie scheinen einen weiten Weg hinter sich gelegt zu haben. Auf den Körpern der Männer zeigen sich tiefe Narben, die von heftigen Schlachten zeugen. Sie sind schwer bewaffnet, aber die Waffen sind nicht gezogen. Ihrer Kleidung nach wirken Sie wie Barbaren, aber das scheint Ihnen nicht gerecht zu werden. Die meisten unter Ihnen scheinen schon sehr alt zu sein, und strahlen eine respektvolle Aura aus. Eine lauernde Gefahr, als wäre mit Ihnen nicht zu spaßen. Aber trotz allem leuchten ihre Augen vor Freude. Warum? Wohin gehen Sie? Woher kommen Sie? Sie kreuzen unseren Weg, ohne ein Anzeichen von Angst, obwohl wir mit allen Soldaten unserer Stadt vor unseren Toren stehen. Dutzende Soldaten, bewaffnet mit Schilden und Schwertern. Erstaunlich ist, obwohl kein Anzeichen eines anstehenden Kampfes zu sehen sind, wirkt das Bewegen dieser Menschengruppe wie eine Formation. Die Männer in der Front, die Frauen dahinter und die Kinder in der Mitte unter ihren Frauen. Es dürften um die 50-100 sein und wir stehen hier mit ca. 100 bewaffneten Soldaten. Die ersten sind nur noch 100 Meter entfernt, die Anspannung unter meinen Männern steigt und ich ordne Kampfformation an. Als wir uns formieren, verändert sich das Gesicht eines der ersten Männer…aber was?...Ich sehe Vorsicht und Verwunderung, aber kann keine Angst entdecken, in keinem der Gesichter. Ein Mann, es scheint der Anführer, erhebt die Hand und die Gruppe steht still. Die Männer und auch die Frauen, bilden eine Mauer vor ihren Kindern, ohne das auch nur ein Wort gesagt wird. Was zum Teufel, die Frauen? Und ich sehe nachwievor keine Anzeichen von Einschüchterung. Der Mann der die Hand erhoben hatt, kommt ohne ein weiteres Wort auf unsere Formation zu. Der Rest steht still und scheint zu warten, aber sie sind nun nah genug, dass ich Waffen und Schilder deutlich erkennen kann. Äxte, Schwerter, Hämmer, Armbrüste, Bögen...ähnlich einer erfahrenen Kampftruppe.
Der Anführer der auf uns zukommt, zeigt immer noch kein Anzeichen von Sorge, seine Waffe ist nicht gezogen und er läuft erhobenen Hauptes. Ich ordne an die Stellung zu halten und gehe Ihm entgegen. Kurz vor mir bleibt er stehen und grüßt in einer unglaublich rauen Stimme, mit einem Dialekt den ich vorher nie gehört habe. Gleich darauf fragt er, warum wir ihnen den Weg versperren. Ich antworte das unsere Späher sie schon Meilen vorher gesehen haben. Eine große bewaffnete Gruppe, die sich auf unsere Stadt zubewegt. Und ich als Hauptmann der Stadt bin hier um sie zu schützen. Der Mann sagt nur, dass Sie die Stadt durchqueren müssen, auf ihrem Weg zu ihrem neuen zu Hause. Sie seien nicht hier, um wieder zu kämpfen. Wieder? Aber da dies der einzige Weg ist, müssen Sie hindurch. Dieser Mann strahlt eine unglaubliche Kraft aus, obwohl er deutlich älter sein muss als ich. Bevor ich antworten kann, fragt er, ob wir Essen und Trinken für ihre Kinder haben. Aber sie hätten kein Geld bei sich. Da ich zögere, erzählt er mir Sie seien schon sehr lange unterwegs. Es gab einen großen Krieg in ihrem weit entfernten Land, wobei es unbewohnbar wurde und Sie nun einen Neuanfang anstreben. Weit im Westen. Einer alten Stammeslegende folgend. Sie suchen den Kampf nicht, werden aber alles erforderliche tun, um ihr Volk und ihre Familien sicher dorthin zu bringen. Jeder einzelne seie gewillt, für die anderen zu sterben. Ich sehe ihn an, dann hinter ihn die formierte Menschengruppe….Ich zögere weiterhin….und ich glaube ihm...Aber wie kann ich es zulassen das eine fremde Gruppe bewaffneter Menschen einfach durch meine Stadt zieht? Ich sage ihm ich erlaube es nur, wenn Sie ihre Waffen abgeben. Er sieht mich durchdringend an und sagt…Es tue ihm leid, aber das sei nicht möglich. Wir suchen keinen Streit, werden uns aber nicht ausliefern. Wir wollen nur hindurch und ein wenig Nahrung für unsere Kinder. Nachwievor keine Anzeichen von Angst…obwohl er vor über 100 bewaffneter Soldaten steht. Es sieht eher so aus, als sehe ich jetzt ein wenig Vorfreude in seinen Augen aufblitzen. Kampfeslust? Unmöglich…Nur die Hälfte von Ihnen sind bewaffnet, der Rest Kinder…Er wird augenscheinlich ungeduldig und fordert mich auf, den Weg frei zu machen. Ich verweigere diese Frechheit! Er dreht mir den Rücken zu und macht ein Handzeichen. Ein einzelner unglaublich großer Mann mit Schwert und Schild kommt nun auf uns zu. Ich zögere….Alle meine Soldaten mittlerweile in Stellung und mit gehobenen Waffen. Der Mann stellt sich neben seinen Anführer, auch in seinen Augen sehe ich nun deutlich Kampfeslust. Aus der Nähe ist zu sehen, dass er auch alt sein Muss. Bevor ich etwas sagen kann, antwortet der Anführer. Macht den Weg frei, wir wollen keinen Kampf, aber wir werden ihm nicht aus dem Weg gehen. Wenn Sie der Anführer dieser Männer sind, denken Sie an ihr Leben. Während ich langsam vor Überraschung anfange zu lachen, liege ich einige Sekunden später auf dem Boden. Ich bin benommen, aber nicht verletzt…der alte Mann hatt sich blitzschnell bewegt, was zur Hölle…Ca. 10 meiner Männer kommen auf uns zu, der große Mann zieht seine Waffe. Der Anführer dreht sich um, schüttelt den Kopf und die Kinder sehen weg…so als sollten Sie nicht zuschauen…aber warum befiehlt er nicht das sie wegrennen sollen? Was für ein Wahnsinn!
Der große Mann läuft einfach an mir vorbei und stößt ein barbarischen Schrei aus, er strotzt nun vor Kampfeslust. Fast 10 meiner Männer umkreisen ihn. Das letzte was ich sah, bevor das Blutbad begann, ist ein Blick des Mannes, zu seinem Anführer. Als würde er um Erlaubnis fragen. Danach muss ich mit ansehen, wie fast 10 meiner Männer niedergemetzelt werden. Trotz seiner Größe und Alters bewegt er sich unglaublich behände, schnell und kraftvoll. 2 Meiner Soldaten liegen sofort tot auf dem Boden und bevor der Schock abklingt rennt der Mann unter lautem Gebrühl, wie in einem Blutrausch, auf die restlichen zu und metzelt einen nach dem anderen nieder. Obwohl er verletzt wird, bewegt er sich ohne Unterbrechung und mittels unglaublich kampferprobten Bewegungen unter meinen Soldaten. Nachdem meine Männer tot am Boden liegen, steht er nur da, mit gesenkter Waffe, sieht furchtlos auf meine restlichen Soldaten, dreht sich um und kommt zurück. Der Anführer schaut traurig aber stolz zu seinem Mann und dann zu mir. Er reicht mir die Hand und ich nehme Sie. In der Annahme das kann nur ein Traum sein. Leicht benommen stehe ich vor ihm, meine Soldaten vor Angst und Schrecken starr, wartend auf Befehle. Der Mann läuft an uns vorbei, zurück zu den anderen und stellt sich wieder in die Mauer. Der Anführer sagt nun, dass es ihm leid tut, aber das dies meine Entscheidung war. Und sie werden für die Gestorbenen zu ihren Göttern beten. Ausserdem verzichten Sie auf die Nahrungsmittel, als Tribut für die Gefallenen. Und wieder fragt er, ob Sie nun unsere Stadt durchqueren können, sie suchen den Kampf nicht. Sie seien in vielen Kriegen gewesen und wollen nur ein Neues Heim, um wieder Sesshaft zu werden. Da der letzte große Krieg Ihnen alles genommen hatt und sie schon viele Jahre unterwegs seien. Aber mit Hoffnung und Freude in ihren Herzen. Nachdem meine Benommenheit abklingt, sehe ich zu meinen Soldaten, in ihren Augen unbeschreibliche Angst vor dem was sie gerade ansehen mussten…dann zu der Menschengruppe, keine Regung. Ich sehe zu dem Anführer, nachwievor keine Angst, nur ungebändigte Kraft. Was sollen wir tun, wenn schon einer von Ihnen, so ein Alptraum ist? Ich sehe Ihn an und sage, ihr könnt passieren, aber bitte verschont uns und unsere Bürger. In seine Augen tritt ein väterlicher Glanz, er fasst mir an die Schulter und ich spüre seine Kraft und höre seine Worte erschallen. Wir sind auf der Suche nach Frieden, nicht nach noch mehr Leid, davon haben wir genug gesehen, ich habe sein Ehrenwort, dass sie nur passieren wollen. Wir sind die Reste eines ehrenhaften Volkes und du wirst nie wieder etwas von uns sehen. Unsere Reise ist noch lang. Er dreht sich um, die Menschenmasse bewegt sich, die Waffen nicht gezückt. Ich befehle meinen Soldaten sich zurückzuziehen.
Das letzte was ich von Ihnen sehe, ist wie sie am Horizont verschwinden und den Anführer mit einem Lächeln auf den Lippen.
to be continued
greetz
Wolle